Guccis neue Vielfalt – Trendwende?

Werden weiße Laufstege jetzt bunt?

Mailand Gucci; copyright: Bernd Kulow / Mailand.de

Gucci durchbricht die Regeln und präsentiert einen Laufsteg neuer Art.

W er auf dem Laufsteg erscheinen will, unterliegt einer unausweichlichen Einlasskontrolle. Schlank, groß und weiß. Das ist immer noch das geltende Maß der Couture. Nun aber hat Gucci die Regeln durchbrochen. Damit präsentiert die weltbekannte Luxusmarke einen Laufsteg bisher unbekannter Art: Guccis Vielfalt, der All-Black-Cast 2017. Nur schwarze Models zeigen die Herbstentwürfe des italienischen Mode-Labels.

Die neuste Kampagne von Gucci: ausschließlich schwarze Models tragen die Herbstmode 2017. Designer Alessandro Michele zeigt Jugend im Sport- und Discolook.

Sicher, es hat bereits schwarze Frauen in der Couture gegeben: Naomi Campbell, Malaika Firth oder die Somalierin Iman. Doch sie blieben Einzelfälle. Nun scheint endlich die Couture wahrzunehmen, was die Menschheit ausmacht: Die Vielfalt.

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Für die Süddeutsche Zeitung steht fest: „Models, die eher rundlich sind, transsexuell oder dunkelhäutig, erhalten so viel Aufmerksamkeit wie nie zuvor. Das ist eine gute Entwicklung, weil die Modeszene entgegen ihrem weltoffenen Selbstbild in manchen Bereichen unzeitgemäß hermetisch ist“.

Vogue mit schwarzem Chefredakteur

Und die New York Times zitiert den neuen Report des Fashion Spot. Demnach gehörten 27,9 Prozent der Models für die Herbstmode 2017 in beobachteten 241 Modeshows Minoritäten an.



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In einer Zeit, in der es lautstarke Bestrebungen gibt, die Vormacht der weißen Menschen wieder zu stärken, besinnt sich die Couture offenbar auf die Vielfalt ihrer Kunden weltweit. Ob Gucci nun die Tür geöffnet hat und andere Modehäuser folgen werden, bleibt abzuwarten.

Doch weitere Anzeichen sind sichtbar. Denn bislang war nicht nur der Laufsteg weiß gewaschen, alle entscheidenden Positionen in der Couture waren von weißen Menschen besetzt. Das Flagschiff der Modebranche, die britische Vogue, aber ist nun anders aufgestellt. Der aus Ghana stammende Edward Enninful wird der erste schwarze Chefredakteur des 100 Jahre alten Modemagazins. Enninful hat nun die „most influential position in fashion“, wie der Guardion (15. April 2017) urteilt.


Naomi Campbell in Ghana mit Edward Enninful, zu der Zeit war er noch W’s Fashion and Style Director. Fotograf: Willy Vanderperre

Guccis neue Vielfalt: Kunden im Fokus

Mit dieser neuen Besetzung und dem Gucci-Clou sehen einflussreiche Stimmen der globalen Modeszene einen einschneidenden Wandel, einen historischen Schritt. Anne Goebel in der Süddeutschen lässt Pathetik nicht aus: „Dass die Pforte jetzt dank Edward Enninful und Gucci für die Benachteiligten aufgestoßen werden könnte, für Menschen aus Slums in Afrika oder Puerto Rico, aus Problemvierteln in Chicago – das dürfte einige Hoffnungen wecken“. In der Tat könnte dies Träume und Hoffnungen wecken. Doch nur sehr, sehr wenige werden ihren Modeltraum leben dürfen.


Das Casting für die Gucci Pre-Fall 2017 Kampagne

Jedenfalls gibt es nun, mit Guccis Vielfalt, Neues zu entdecken. Schöne Frauen, Models, schöne Menschen gibt es in allen Variationen der Menschheit. Die Laufstege können zum Abbild der Menschheit, der Trends in der Gesellschaft werden. Mode bekommt eine neue Basis und kommt ihren Kunden näher. Sie öffnet sich für die Vielfalt der Kunden.

Quellen:
Über Bernd Kulow
Der Autor dieser Webseite - Bernd Kulow - ist Filmemacher in Freiburg und Basel. www.mango-film.de Als Journalist hat er für dpa, DIE ZEIT, stern, Frankfurter Rundschau sowie für Hörfunk und Fernsehen gearbeitet. "Mailand hat bereits sehr früh starke Faszination auf mich ausgeübt, wie Italien insgesamt."

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