Navigli-Viertel – Nachts tanzt hier das Leben

Kanalufer als Partymeile

Navigli Mailand Kanal

Kanäle prägten Mailand für 800 Jahre. Das Navigli Viertel um die verbliebenen Kanäle ist heute Anziehungspunkt für Mailänder und Touristen.

Die Handelsstadt Mailand war durchzogen von Kanälen. Im Mittelalter glich die Stadt den Kanalstädten Amsterdam und Venedig. Ohne die Kanäle gäbe es wohl den Dom nicht. Denn durch diese Wasserwege inmitten der Stadt schifften die Arbeiter die Marmorbrocken aus der Umgebung Mailands.

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Heute existieren nur noch zwei Kanäle. Denn die anderen hat man in den 20iger Jahren des letzten Jahrhunderts zugeschüttet. Doch diese zwei Kanäle haben es in sich. Das Viertel um die Kanäle bewohnen heute Künstler, Designer, Architekten, Fotografen. Wo einst arme Arbeiterfamilien wohnten, siedelten seit den 80iger Jahren immer mehr Kreative aller Richtungen. Sie veränderten das Gesicht des Viertels durchschlagend.

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Ehemalige Handwerksbetriebe wichen Gourmet-Restaurants. Alte Wohnungen mit Etagenklo sind längst saniert. Und im Sommer ist fast an jedem Abend der Bär los. Die Ufer der Kanäle werden zur lebendigen Partymeile. Der Naviglio Grande und der Naviglio Pavese bieten die ideale Umgebung für ein buntes  Nachtleben.

Navigli-Viertel: Ausgehmeile der Metropole

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(c) Bernd Kulow

Wenn ich an einem warmen Sommerabend das italienische Leben um mich spüren will, dann gehe ich ins Navigli-Viertel. Hier hat man den Eindruck, halb Mailand lässt es sich hier gut gehen. Ein buntes Treiben in Bars, Restaurants oder Cafés. Hippe Geschäfte oder Buchhandlungen mit Büchern aus zweiter Hand haben bis spät abends geöffnet. Originelle Geschäfte oder Galerien, Künstlerateliers wie Jazzlokale ziehen Mailänder wie Auswärtige an.

Milan in Motion. Italy. Timelapse & Hyperlapse from Kirill Neiezhmakov on Vimeo.

Jugendliche und Studenten finden an den Ufern ein Plätzchen. Dort entkorken sie eine Flasche Wein, machen neue Bekanntschaften oder spielen Gitarre.

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Handelsstadt mit Wasserweg ans Meer

Im frühen Mittelalter suchten die Händler in Mailand nach besseren Verkehrswegen. Der Transport auf den Straßen war ihnen zu langsam und beschwerlich. Um das Jahr 1100 baute man einen ersten Kanal. Im Laufe der folgenden Jahrhunderte entstand ein beachtliches Netz von Kanälen. Mit Naviglio Grande entstand eine Wasserverbindung zum Ticino und damit bis zum Lago Maggiore.

Und auf der östlichen Seite verband der Naviglio Martesana Mailand mit der Adda und damit mit dem Lago Como. Zudem bekam Mailand mit dem Anschluss an den Ticino und damit an den Po eine Schifffahrtsverbindung zur Adria. Die Verkehrswege auf dem Wasser brachten Mailand damals immense wirtschaftliche Vorteile. Ja, in erster Linie den Wasserstraßen verdankte Mailand seinen Reichtum.

Milan Dreaming from Francesco Paciocco on Vimeo.

Die blühende Wirtschaft Mailands war wohl auch ein Grund, weshalb Leonardo da Vinci von Florenz nach Mailand wechselte. Das Universal-Genie hinterließ nicht nur das „Letzte Abendmahl“ im Kloster Santa Maria delle Grazie in Mailand, sondern konstruierte sogar eine Schleuse des Mailänder Kanalsystem. Die Schleuse ist noch heute in der Nähe der Kirsche San Marco im Viertel Brera zu besichtigen.

Via del Marmo

Auf den Kanälen gelangten dann auch die Marmorsteine für den Dombau fast bis an die Baustelle. Die Marmorblöcke aus den Alpen hätte man wohl kaum über den damaligen Straßentransport bis ins Zentrum Mailands schaffen können.



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In den 20iger Jahren des vergangenen Jahrhunderts verlor das Kanalsystem seine wirtschaftliche Bedeutung. Der Straßenverkehr bekam die Vorfahrt. Die Kanäle wurden zugeschüttet. Erhalten blieben allein Abschnitte des Naviglio Grande und Naviglio Pavese sowie das Hafenbecken Darsena.

Bürgerinitiativen betrauern das Ende des Kanalsystems als Verlust für die Stadt. Sie wünschen, dass Straßen wieder zu den ehemaligen Kanälen umgebaut werden.

Über Bernd Kulow
Der Autor dieser Webseite - Bernd Kulow - ist Filmemacher in Freiburg und Basel. www.mango-film.de Als Journalist hat er für dpa, DIE ZEIT, stern, Frankfurter Rundschau sowie für Hörfunk und Fernsehen gearbeitet. "Mailand hat bereits sehr früh starke Faszination auf mich ausgeübt, wie Italien insgesamt."

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